“Steh auf“, sie wurde unsanft an der Schulter geschüttelt, bis sie wach wurde und schlaftrunken die Augen öffnete. “Steh jetzt endlich auf, was fällt dir ein, vor der Türe des Hausherrn einzuschlafen?“

 

Langsam, wie Nebelfetzen kam die Erinnerung zurück. Es war vollkommen dunkel. Der harte Stein unter ihren Füßen war kalt wie Eis, ihre Knochen schmerzten. Sie tastete sich langsam ab von oben bis unten. Ein ziehender stechender Schmerz durchfuhr sie, so, daß sich ihre Körper unwillkürlich zusammen zog und sie sich nach vorne krümmte wie eine Bogensehne. Ihre Hände wanderten weiter zu dem Schmerz zwischen ihren Beinen, der sie schreien hatte lassen, wie ein verwundetes Tier. Ihre Finger griffen in klebrige Feuchtigkeit und alles fiel ihr wieder ein:

 

Das eigenartige Gefühl, daß sie empfunden hatte, als man nach ihr rufen ließ, sie in einen Zuber heissen Wassers gesteckt hatte, sie von Kopf bis Fuß krebsrot gerubbelt, ihr die Haare getrocknet und zur Frisur drapiert hatte, sie in neue Kleider zu schlüpfen geheissen und sie dann vor diese Türe geführt hatte.

 

Da stand sie nun und klopfte zaghaft, die Türe wurde so rasch geöffnet, als hätte man sie erwartet und sanft zog man sie in das Halbdunkel des Raumes hinein. 

 

Rechts an der Wand stand eine tiefe Liege, über und über bedeckt mit schimmernden Kissen, samtenen Decken und weichen Fellen. Die Wände wurden kaum erhellt vom warmen Schein der Kerzen ringsum. Auf dem niederen Tisch standen Becher, Gläser, Karaffen und Schalen mit verschiedenem süßen und salzigem Gebäck, das sie geholfen hatte am Nachmittag in der Küche zuzubereiten.

 

Eine Dienerin trat ein, entzündete zwei weitere Kerzen, zog die Tischdecke glatt und beugte sich dann zu ihr hinunter, um ihr weiche Pantoffel über die nackten Füße zu ziehen. Sie zuckte zurück und versuchte schamhaft ihre harten, zerfurchten Fußsohlen unter ihrem Rock zu verstecken. Aber die Hände griffen ihre Beine und steckte sie in warme und anschmiegsame Lederschühchen. Dann verschwand sie leise, ohne ein Wort gesprochen zu haben.

 

Die Zeit verging und sie wurde langsam schläfrig, als die Flügeltüren geöffnet wurden und ein großgewachsener, schlanker Mann, den sie noch niemals gesehen hatte, herein trat. Er ließ sich neben ihr nieder, schob ihren Rock ein wenig hoch, nahm zuerst ihren linken, dann den rechten Fuß und betrachtete eingehend die neuen Schuhe.

 

Sie fühlte sich immer unbehaglicher, was wollte dieser Herr, denn ein solcher schien er zu sein, von ihr? Sie war doch nur ein armes Mädchen aus dem Dorf, eine Küchenhilfe, die man vor einiger Zeit geholt hatte um Gemüse zu waschen und zu putzen. Ihre Hände waren hart und schwielig vom kalten Wasser und der täglichen rauen Arbeit. 

 

Sanft strich die Hand des Mannes durch ihr Haar und löste die Nadeln, so daß sich die Locken ausbreiteten.

 

Sie begann zu frieren. Es war wie ein inneres Beben, das sie zu unterdrücken versuchte. Sie biß die Zähne zusammen, um das leise Zittern und Beben der Kiefer zu verbergen, aber dennoch begann sich die Kälte im ganzen Körper auszubreiten. Eisige Schauer flossen über ihren Körper, als ihr der Mann die Kleider vom Leib streifte.  Sie erstarrte vollkommen, als er in sie eindrang. 

 

Es tat nicht weh, er war eigentlich behutsam und berührte sie weder grob noch hart. Er bewegte sich rhythmisch über ihr und schien ihre Leblosigkeit und innere Kälte gar nicht zu bemerken. Sein Atem ging schneller und seine Bewegungen wurden stärker und stärker. Mit einem lauten Seufzer schüttelte es ihn, dann lag er einen Moment ganz ruhig, berührte leicht ihr Haar mit seinen Lippen, stand auf, zog sich an und verließ den Raum.

 

Sie lag da wie betäubt. Nach einiger Zeit erschien die Dienerin, streifte ihr den gewöhnlichen Kittel über und führte sie zurück in ihre Kammer. Sie schlief ein und am nächsten Morgen erinnerte nichts mehr an die Begebenheit.

 

Schon glaubte sie, es wäre der Alltag zurück gekehrt, als man sie eines Abends wieder rufen ließ, wusch, einkleidete und in die selbe Stube führte. 

 

Dies wiederholte sich.